Klappe Auf, Januar 2005
Töne wandern durch den Kopf. Sie kommen aus dem Nichts, schreiten die Hirnwindungen ab, mal majestätisch als großer schwarzer Monolith, dann wieder wie ein fräsender Nudelsalat, der an den Synapsen zwirbelt. Es sind Gitarrentöne, erzeugt von Rainer lange mit Vibrato, Wah Wah und direktem Draht zu irgendeiner höheren Macht. Damit nichts "nebenunder" plumpst, sind die frei assoziierten Gerhirnschwingungen auf sechs Stahlsaiten festgemacht am soliden, aber ebenfalls immer wieder über den Tellerrand hinausspielenden Bassgedöns von Stefan Lange festgezurrt. Den Freischwimmer hat der auch, wenn nicht den Fahrtenschwimmer für die langen hochfliegenden Reisen durch das Universum. Tihomir Lozanovsky sorgt bauchtrommelnd unverkopft für dennoch komplexes Prügelwerk. Seit kurzem macht Keyboarder Udo Gebhard die bis dato soundtechnisch eher trockenen Darbietungen zu einer Suppe mit verbesserter Gleitkraft. Kein Wnder das alles bei "Song"-Titeln wie ?Archaische Extasetechniken? oder "Verbiegt die Kontrollen zum Herz der Sonne". Mag es der Neuentdeckung des Ausdruckstanzes dienen, auf dem alljährlichen Burg Herzberg Festival, dem deutschen Hippietreff schlechthin, sind die Karlsruher "Heavy-Zen-Jazzer" (ihre eigene Schublade trifft sogar ausnahmsweise) gern gehörte Gäste, schon öfters. Hart und entrückt. Sanft und kantig. Ausdrucksstark im Abgang, und das alles ohne Gesang.
1989 war es, als der Vorläuferband immer wieder die Sänger ausgingen. Gitarrist Rainer Lange hatte irgendwann keine Lust mehr, neue Stimmakrobaten zu suchen und einzulernen. Es musste auch ohne gehen. Trigon war geboren. Mit Bruder Stefan und einer Reihe wechselnder Drummer (deren erste Ralf Wochele später gar Popstar mit Fools Garden wurde) wurde das neu Improvisationskonzept durchgezogen. Mit dem neuen Jahrtausend, Unmengen öffentlicher Jam-Sessions im Proberaum, Unmengen selbstvertriebener CD Mitschnitte und einem eisernen Willen, gegen jeden Strom zu schwimmen, stellten sich zu Beginn dieses Jahrhunderts erste Erfolge ein: Der Radios wurde größer, national: Über die aktuelle Live CD vom Herzberg-Festival 2004 gibt es nur positive Kritikermeinungen: "Schauer laufen einem über den Rücken, wenn Lieto seine melancholischen Linien über die Trigonauten legt... wie also ob er schon immer und lange Jahre ein Mitglied dieser Band gewesen wäre. Hier treffen sich grosse Musiker mit blindem Verständnis... und Trigon erleben sicherlich ihre jazzigsten Momente ever. Tolle Scheibe!" schreibt ein Experte. Und Trigon worldwide: Das übernächste Highlight der Trigoinaiuten wird das Baja-Prog-Festival 2005 in Mexicali (Baja California, México) sein. Das nächste Highlight aber passiert am 4.2.2005 im Tempel in Karlsruhe, wo Trigon zusammen mit High Wheel das 15jährige Bandjubiläum feiert.
Thomas Zimmer