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Trigon

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"Die Musikindustrie versucht, uns zu töten, also töten wir die Musikindustrie" sagt Trigon-Gitarrist Rainer Lange ganz offenherzig. Was wie ein Kampf mit Holzspeer gegen Windmühlen anmutet, ist keine martialische, größenwahnsinnige Kriegserklärung, sondern die Philosophie der Karlsruher Band Trigon, die - genervt vom Musikbiz - ihre gesamte Musikproduktion in die eigenen Hände nimmt.

Trigon, das sind im Jahre 2002 Rainer Lange (Gitarre), sein Bruder Stefan (Bass) und Daniel Beckmann (Drums). Bereits 1989 gegründet, damals noch mit anderem Schalgzeuger und mit einem Sänger, der aber all zu häufig durch Abwesendheit im Proberaum glänzte und konsequenterweise nicht mehr lange in der Band verblieb, fand Trigon recht schnell zu ihrem Stil: Power-Rock, mit jazzigen und frickeligen Einlagen, in dem die Gitarre durch ihre ellenlangen Soli und Improvisationen im Vordergrund steht, eingebettet durch die Rhytmusfraktion aus Bass und Schlagzeug, die gänzlich damit beschäftigt ist, die Gitarre ins rechte Licht zu rücken. Für den einen mag dies ein belangloses Gefiedel sein, für den anderen ist dies eine Gitarrenorgie, eine nicht enden wollende Jam-Session, die aber mehr als nur Improvisation ist. Die Musik mag spontan entstehen, dennoch ist sie konstruiert, die Abstimmung der einzelnen Instrumente aufeinander ist überdeutlich. Dies ist die Musik, die man vor dem inneren Ohr hat, wenn man sich seine All-Time-Favourite-Gitarristen (welche auch immer das sein mögen?) beim Jammen vorstellt.

Trigon betreiben all ihre musikalischen Geschicke in Eigenregie, produzieren und vertreiben ihre Alben selbst und genießen ihre Freiheit. Sicher wird man dadurch nicht berühmt oder reich, diese Freiheit aber tut der Band gut. Mittlerweile gibt es 20 (in Worten: Zwanzig!) Alben der Band und alle - wirklich alle - lassen sich kostenlos auf der Trigon-Website www.trigon.in herunterladen. Wer der Band etwas Gutes tun möchte, kann die Alben dort auch für wirklich kleines Geld offiziel bestellen. Die letzten beiden Produktionen "Burg Herzberg Festival 2002" (das 19 Album) und "HeiZEN" (das 20) sind gerade erst veröffentlicht worden. Letztere wurde im neuesten Trigon-Newsletter wie folgt angepriesen: "Und anlässlich des kleinen Jubiläums (wer hat schon 20 CDs?) verschenken wir sie in der Hoffnung, dass sie Euch erstens gefällt und zweitens, dass Ihr sie wie wild kopiert und rumreicht!" Schon dies zeigt die Einstellung der Band, die jeder Geschäftpolitik der Musikindustrie widerspricht.

Es begann 1990 mit der ersten Studioproduktion "Nova", die schon von den ausladenden Gitarrenpassagen geprägt ist und sich somit nicht von den späteren Werken unterscheidet. Es gab nur ein weiteres Studioalbum ("Beschränkte Haftung" von 2000), alle anderen Alben sind Live-Aufnahmen oder sogenannte Public-Jams. Hierzu begibt sich die Band in ihren Proberaum, stellt ein Paar Sofas auf, lädt sich Freunde und Gäste ein und jammt munter drauf los. "Man nehme ein Mikrofon, hänge es in den Raum und nehme eine geile Session auf" sagt die Band hierzu. Zwar mag die Soundqualität an manchen Stellen etwas dürftig sein, die musikalische Qualität ist aber über jeden Zweifel erhaben.

"Unser neuer Drummer Daniel Beckmann ist viel jünger als mein Bruder und ich. Er hat jede Menge neuen Schwung in die Band gebracht," sagt Rainer Lange. Dieser Schwung und viel Dynamik sind auch auf den neuesten Alben "Burg Herzberg Festival 2002" (das einen Mitschnitt vom gleichnamigen Festival bietet) und "HeiZEN" zu spüren. Trigon wird es vielen (den meisten?) Hörern nicht recht machen, doch mit einem Faible für gitarrendominierte Sounds entdeckt man Spielfreude, Kreativität, Spontanität und auch einen Schuss Wahnsinn.

Eclipsed 11/2002 - Magazin # 47 - Seite 55